Herrenhaus von Rdzawa

Prostokątny drewniany stolik na karty, na nim leży pudełko z kartami.

Tisch für Schach- und Kartenspiele
Sign.: MNS/3791/S, KW 18755
Material: Holz, Intarsien, Messingbeschläge, Stoff
Datierung: Ende des 19. Jhd.
Maße: Höhe 76 cm, ausgeklappte Arbeitsplatte 72 x 5 x 82,5 cm 

Im Herrenhaus von Rdzawa befindet sich im Zimmer des Hausherrn ein sehr interessanter Spieltisch aus dem 19. Jahrhundert. Das Möbelstück aus Holz steht auf vier massiven, gedrechselten Beinen, die unten mit gekreuzten Latten verbunden sind. Die Tischplatte ist in zwei Hälften geteilt und steht auf einem rechteckigen Korpus mit einer Schublade. Die Tischplatte ist mit einem Schachbrettmuster eingelegt, während die ausgeklappte Platte eine fast quadratische Fläche bildet, die mit grünem Stoff umwickelt und mit einem Messingband versehen ist. In den vier Ecken des Tisches befinden sich runde Aussparungen mit Messingbechern für Spielsteine. In den Herrenhäusern des 19. Jahrhunderts wurde ein Großteil der Freizeit zu Hause verbracht. Man spielte Gesellschaftsspiele, sang zusammen und machte Musik. Zu den beliebtesten Aktivitäten der Frauen wiederum gehörten das Spielen von Instrumenten, das Lesen von Büchern sowie Stricken und Sticken. Bei den Männern waren Schach und verschiedene Kartenspiele sehr beliebt und boten zeitgleich Gelegenheit zum Austausch von Neuigkeiten sowie Tratsch und Klatsch. Diese Spiele wurden nicht nur von Bewohnern des Haushalts gespielt, sondern auch von geladenen Gästen: dem Pfarrer, dem örtlichen Arzt, Nachbarn und Freunden. Zu den beliebtesten Kartenspielen in der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten u. a. Bézique, Whist und Wint. Die Kenntnis der Whist-Regeln wurde als eine der grundlegenden sozialen Fähigkeiten eines Mannes angesehen. Józef Ignacy Kraszewski schrieb 1839: „Whist liegt hier in der Luft, wie kürzlich die Cholera. Gehe, wohin du auch immer willst. In einem kleinen Haus oder einem Palast wird der Gastgeber dir als Erstes diese fünf Karten unter die Nase halten und dich fragen, ob du spielen willst“. Auch Bridge machte in der Zwischenkriegszeit eine große Karriere und war unabhängig von Geschlecht und sozialem Status sehr beliebt. Es wurde beinahe überall gespielt: in bürgerlichen Mietshäusern, in Herrenhäusern, bei privaten Treffen, aber auch bei offiziellen Empfängen, in Zügen oder in Cafés. Die Popularität dieses Kartenspiels verlagerte sich sehr schnell von den eigenen vier Wänden in exklusive Klubs, Kasinos und Gasthäuser, in denen oft das ganze Lebensvermögen auf dem Spiel standen.

 

Wandteppich mit Jagdszenen
Sign.: MNS/2317/S, Abfrage-Nr. 10606
Datierung: 1840
Material: Kreuzstich-Stickerei in Wolle mit Seide auf Baumwoll-Leinwand
Maße: 200 x 300 cm

Im Zimmer des Hausherrn von Rdzawa hängt in der Ecke an der Wand ein bestickter Biedermeier-Wandteppich. Er besteht aus fünf Szenen, die einzeln angefertigt und dann zusammengenäht und von einer Umrandung umgeben wurden. Jede von ihnen ist mit verschiedenen Initialen unterzeichnet, was auf die Urheberschaft von letztlich vier Künstlern hinweist. Die zentrale vertikale Tafel, die doppelt so groß ist wie die anderen, zeigt einen Mann, der vor einem Hocker mit einer Schüssel sitzt und eine Mahlzeit zubereitet, begleitet von einem Hund, dessen Kopf auf seinem Schoß ruht. Die Szene spielt in einem Innenraum mit einem dekorativen Herd, einem gestreiften Teppich und Jagdutensilien an der Wand. An den Seiten der Darstellung befinden sich zwei kleinere, übereinander liegende Darstellungen, die Szenen der Ruhe und der Jagd zeigen. Links oben sehen wir ein Paar mit zwei Hunden am Flussufer sitzen, in der Ferne wiederum zwei gesattelte Pferde. Unten hingegen stehen zwei Männer vor einer Kulisse aus steilen Felsen. Einer von ihnen führt einen Hund an der Leine, der andere sattelt ein Pferd. An der Seite sitzt eine Frau auf einem umgestürzten Baumstamm und füttert ihren Hund. Rechts wiederum ist oben eine Jagdszene mit einem Mann zu sehen, der mit einer Flinte auf einen Busch zielt, der wiederum von einem Hund beschnüffelt wird. Im unteren Bild hingegen steht ein Jäger, der einen toten Fasan in den Armen hält. Zu seinen Füßen liegt eine auf die Erde geworfene Schrotflinte, neben ihm sitzt ein Hund. Alle Darstellungen sind von einer schwarzen Umrandung mit realistischen Blumenbouquets und Neo-Rokoko-Ornamenten umgeben. Der Wandteppich, der ein Amateurprodukt war, wurde höchstwahrscheinlich von Frauen aus höfischen Kreisen oder aus dem reichen Bürgertum bestickt. Jagdmotive standen in engem Zusammenhang mit der höfischen Kultur, in der die Jagd eine große Rolle spielte und ein unverzichtbarer Bestandteil des damaligen Lebensstils war. Jagdmotive, die seit der Antike ein Thema des menschlichen künstlerischen Ausdrucks sind, wurden in Polen im 19. Jahrhundert sehr beliebt. In gewissem Maße hing dies mit der politischen Situation des Landes zusammen, in der es notwendig war, alte sarmatische Traditionen und Bräuche zu pflegen. Darunter fiel auch die Jagd, die ein gesellschaftliches Ereignis in der Nachbarschaft darstellte. Die Jagdleidenschaft des Landadels, des Adels und des Bürgertums spiegelte sich in Kunst und Kunsthandwerk mit Jagdmotiven wider, die in fast allen polnischen Herrenhäusern zu finden waren. Dazu gehörten: Gemälde, Textilien, Geschirr oder Pfeifen mit Jagd- und Tierszenen, Möbel und Haushaltsgeräte mit Jagdmotiven, Messer oder Schusswaffen, oft sehr reich verziert. Der Wandteppich ist ein hervorragendes Beispiel für ein Produkt, das zu der besprochenen Gruppe von Gegenständen gehört. Wir können mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er zur Dekoration des Zimmers des Hausherrn angefertigt wurde, in dem sich wahrscheinlich auch Jagdtrophäen befanden. Auch sie durften in einem typischen Herrenhaus des Landadels nicht fehlen.

 

Harmonium
Sign.: MNS/3818/S, KW 18903
Datierung: Anfang des 20. Jhd.
Firma Karl Fricke aus Liegnitz (Legnica)
Material: lackiertes Holz, Porzellan, Stoff
Maße: 125 x 15 x 48,5 cm

Im Herrenhaus von Rdzawa befindet sich im Damenzimmer ein Harmonium vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Holzinstrument ähnelt einem Klavier und gehört zu den Tastenblasinstrumenten. Um dem Instrument Töne zu entlocken, musste man beim Spielen mit den Füßen abwechselnd auf zwei rechteckige Pedale drücken. Über den Tasten befinden sich etwa ein Dutzend Hebel mit Reglern, mit denen sich verschiedene Klänge erzielen lassen – von ruhigen und stimmungsvollen bis hin zu lauten, kräftigen Tönen. Viele Jahre lang dienten Harmoniums als Heimorgeln und waren ideal für das gemeinsame Musizieren in der Familie. Aufgrund ihres orgelähnlichen Klangs wurden sie auch häufig in kleinen Kirchen und Kapellen eingesetzt und ersetzten dort erfolgreich Pfeifenorgeln. Die Instrumente waren in der Regel sehr reich verziert und elegant verarbeitet, so dass sie neben ihrer musikalischen Funktion auch ein attraktives Element der stilvollen Dekoration darstellten. Die Geschichte dieses Instruments geht auf das Jahr 1810 zurück, als Gabriel Joseph Grenié, ein französischer Musikinstrumentenbauer, seinen ersten Versuch unternahm, ein Harmonium zu bauen. Die nächste, verbesserte Version wurde 1842 von Alexandre-François Debain patentiert. Das im Herrenhaus gefundene Exemplar wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Firma Karl Fricke aus Liegnitz hergestellt, die seit 1905 existierte, wie die Inschrift über den Schlüsseln beweist: „Karl Fricke Liegnitz“. Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Herstellung von Klavieren und wurde schnell zu einem der bekanntesten in der Branche. Mitte der 1920er Jahre wurde am Marktplatz in Liegnitz unter der Hausnummer 35 ein Geschäft eröffnet, in dem man Klaviere und andere Instrumente, aber auch Noten, Grammophone und Schallplatten erwerben konnte. In den 1930er Jahren wurde das Geschäft in ein Nachbarhaus mit der Hausnummer 38 verlegt. Während des Zweiten Weltkriegs war die Fabrik an der Herstellung von Schranktüren aus Holz für die deutsche Armee beteiligt. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen vom Sohn des Eigentümers, Erwin Fricke, übernommen, der es von Liegnitz nach Ansbach in Deutschland verlegte. Dort kann man bis heute Instrumente kaufen und reparieren oder warten lassen.

 

Öldruck „Polen in Ketten”
Sign.: MNS/1867/S, Abfrage-Nr. 8661
Datierung: 1. Jahrzehnt des 20. Jhd., Öldruck
Maße: 50 x 37 cm, im Rahmen: 65,5 x 51,5 cm

Im Zimmer der Dame im Herrenhaus von Rdzawa hängt an der Wand ein im Geiste des Patriotismus gemaltes Bild von Christus, der unter dem Kreuz sitzt, vor dem eine schwarz gekleidete junge Frau kniet – eine Allegorie Polens. In ihrer mit einer Kette gefesselten linken Hand hält sie eine Schriftrolle mit der Aufschrift: „Gott schütze Polen“. Das Kreuz trägt das Datum der Taufe Polens, ein Herz mit einer Dornenkrone und einem Anker. Über ihren Schultern ist eine Schärpe gebunden. Auf der Schärpe wiederum die Aufschrift: „Der Moment der Absolution ist noch nicht gekommen“. Zu den Füßen Christi ist ein rot-weiß-blaues Banner mit einem Schild und den Emblemen Polens, Litauens und Rutheniens sowie einem Bildnis der Muttergottes von Tschenstochau (Częstochowa) angebracht. Oben, unter dem Holm, stehen die Daten: „1791, 1772 und 1773“, auf den Bändern der Schleife wiederum sind weitere Bänder angebracht, die sich auf die Aufstände und die Teilung Polens beziehen: „1794, 1795, 1830, 1863, 1848“. Im Hintergrund sind das Königsschloss in Warschau (Warszawa) und der Wawel-Hügel zu sehen. Am Himmel ist rechts die Sonne mit der Inschrift „3. Mai“ sowie ein fliegender, weiß gekrönter Adler sichtbar. Dieser Öldruck wurde von einem religiösen Bild mit patriotischen Untertönen inspiriert, das wahrscheinlich aus dem Jahr 1891 stammt und eine Frau in einem schwarzen Kleid zeigt, die Christus umarmt, der unter dem Kreuz mit den Inschriften sitzt: „1791, 1891“. Am unteren Rand ihres Kleides waren die Daten der Volksaufstände zu sehen, und auf den Fahnen, die auf dem Boden lagen, standen die Jahre der Teilungen. Im Hintergrund waren ebenfalls die Wawel-Burg und das Schloss in Warschau zu sehen. Diese Illustration diente als Grundlage für ein anderes, leicht verändertes Bild, das ab 1907 verbreitet wurde und den Titel „Polen in Ketten“ trug, gedruckt von Julian Kurkiewicz in Krakau (Kraków), dessen 1889 eröffnetes Unternehmen der größte Verteiler von religiös-patriotischen Bildern in der Stadt war. Zuvor befand sich das Zentrum der Produktion dieser Art von Produkten am Hellen Berg (Jasna Góra), wo bis zum Fall des Januaraufstandes Bilder der Jungfrau Maria von Tschenstochau mit einem patriotischen Gebet auf der Rückseite hergestellt wurden. Nach Einführung der Zensur durch die zaristischen Behörden wurde die Produktion in das damals autonome Galizien verlegt und in Krakau angesiedelt. Die wichtigsten Hersteller, die Polen mit patriotischen Bildern versorgten, waren: die katholische Buchhandlung von Dr. Władysław Miłkowski, die Druckereien von Józef Angrabajtys und der bereits erwähnte Julian Kurkiewicz. Die Bilder mit der Darstellung von „Polen in Ketten“, die ab 1907 in großer Auflage gedruckt wurden, erfreuten sich schnell großer Beliebtheit. In den folgenden Jahren entstanden mehrere Versionen dieser Darstellung, die sich in einigen Details unterschieden, wie z. B. in der Auswahl und Platzierung der Jahreszahlen auf dem Kreuz und den Schleifen sowie in der Position des Wappens, das austauschbar oder zusammen mit dem Bild der Jungfrau Maria von Tschenstochau erschien. Die gemeinsamen Elemente waren jedoch immer: ein Kreuz, Ansichten von Warschau und Krakau, ein weißer Adler am Himmel und eine Sonne mit einer Inschrift. Unter der Illustration befand sich in der Regel ein Fragment des Liedes „Gott schütze Polen“: „Vor Deinen Altären flehen wir, Heimat, Freiheit, lass uns zurückkehren, o Herr!“. Ein deutlicher Anstieg der Anzahl religiös-patriotischer Bilder, mitunter mit anderen Darstellungen, erfolgte am Vorabend des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. Damals wurden diese Illustrationen als Karten für Feiertage und Familienfeiern in Umlauf gebracht. Während des Krieges wurden sie an kämpfende Männer verschickt. Die dazugehörigen Gedichte polnischer Dichter sowie Texte von National- und Soldatenliedern sollten sie bei Laune halten.

 

Teeservice Rosenthal
Sign.: MNS/2586/S, KW 12472
Datierung: Anfang des 20. Jhd.
Material: handbemaltes und vergoldetes Porzellan 

Im Herrenhaus von Rdzawa befindet sich im Damenzimmer ein Porzellanservice mit dem Namen „Maria“, das in den 1920er Jahren von der deutschen Porzellanfabrik Rosenthal hergestellt wurde. Das Set besteht aus 14 Teilen: 6 Tassen, 6 Untertassen, einer Teekanne und einer Zuckerdose. Die Schalen haben eine charakteristische achteckige Form und ein geometrisches Auge. Die Ränder der Artikel sind mit einer zarten Bordüre verziert, die an eine Granatapfelblüte erinnert. Jedes Stück war mit einer farbenfrohen Blumendekoration in Abziehbildtechnik verziert, die aus rosa Rosen, violetten und orangefarbenen Glocken, blauen Vergissmeinnicht und gelb-orangen Dahlien bestand. Der Gründer der Rosenthal-Fabrik war Philipp Rosenthal, der Sohn eines bayerischen Porzellangroßhändlers, der seit seiner Kindheit mit weißer Feinkeramik in Berührung gekommen war. Im Alter von 18 Jahren wanderte Rosenthal mit dem vom Vater erworbenen Wissen in die Vereinigten Staaten aus, wo er für die Firma der Gebrüder Meyer arbeitete, die Porzellan importierte. Da Philipp einen Mangel an dekoriertem Porzellan auf dem amerikanischen Markt erkannte, beschloss er 1879 eine Werkstatt für Porzellanmalerei auf dem Schloss in Erkersreuth bei Selb zu gründen. Anfangs waren zwei Malerinnen damit beschäftigt, Porzellan aus der Hutschenreuther-Fabrik in Selb zu verzieren. Die kleine Fabrik hatte ihren ersten kommerziellen Erfolg mit einem bemalten Aschenbecher mit der Aufschrift „Ruheplatz für eine angezündete Zigarre“. Bald wuchs das Unternehmen auf 60 Mitarbeiter an und konnte sich immer besser auf dem Markt behaupten. 1889 gründete Philipp Rosenthal seine eigene Porzellanmanufaktur, in der er Objekte mit äußerst attraktiven Formen und Designs herstellte und dekorierte. Eines der beliebtesten Produkte ist das Service „Maria“, das 1916 eingeführt wurde. Es wurde für Philipps um 35 Jahre jüngere zweite Frau angefertigt und nach ihr benannt. Das Service gab es in zwei Ausführungen: sowohl in weiß als auch mit einer eleganten blauen Girlande (Maria Rosenkante blau) und Sommerblumen (Sommerstrauss) verziert, so wie auch ähnliche Sets am Hof.

 

 

Kruzifix in der Kapelle am Herrenhaus von Rdzawa
Sign.: MNS/2091/S, KW 9509
Datierung: Ende des 19. Jhd.
Material: polychromiertes Holz
Maße: 161 x 90 cm

In einem der Räume des Herrenhauses von Rdzawa (in der Nähe von Bochnia) befindet sich ein interessantes Holzkreuz mit einer Christusfigur. Das Kreuz, das auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert datiert wird, weist eine reiche Holzschnitzerei-Verzierung in Form eines floralen Fadens auf, der die Seiten der Arme umgibt. Ihre Enden sind mit dreiblättrigen Motiven gekrönt, die zusätzlich mit Engelsköpfen verziert sind. An der Kreuzung der Balken befindet sich eine reiche Gloria, deren Strahlen sich diagonal zu vier Seiten ausbreiten. Die polychrome Silhouette des gekreuzigten Christi ist realistisch geschnitzt, schlank mit deutlich gespannten Muskeln der Arme und Beine. Das Haupt Christi fällt auf seine rechte Schulter, auf seinem Kopf wiederum befindet sich die Dornenkrone. Das Kreuz wurde von einem unbekannten Bildhauer aus Siedlce angefertigt. In den 1970er Jahren schenkte der Sohn des Künstlers das Kruzifix dem damaligen Pfarrer von Nawojowa, Marian Wsześ, als Dank für die Rettung seines Lebens im Zweiten Weltkrieg. Der Raum, in dem sich das Kreuz befindet, war früher eine Kapelle. Ein solcher Ort in einem weltlichen Gutshof kann mit den Ereignissen aus dem 17. Jahrhundert erklärt werden. Damals lebten über 50 Jahre lang Augustiner-Chorherren aus dem nahegelegenen Trzciana. Da ihr Kloster durch die Kriege schwer beschädigt wurde, erklärte sich der damalige Besitzer Stanisław Baranowski bereit, die Räumlichkeiten im Herrenhaus vorübergehend für die Bedürfnisse des Klosters zu nutzen. So wurden die Wände in zwei Räumen mit einer einzigartigen Polychromie mit sakralen Themen verziert, die auf die Geschichte und Tradition des Ordens verweisen. In dem kleineren Raum, der als provisorische Kapelle mit einem Kreuz diente, stellen die Gemälde die allegorische Reise der menschlichen Seele auf der Suche nach Gott dar. Die Mönche verließen das Gut im Jahre 1703, der Besitz selbst ging in die Hände der Familien Baranowski und später Wesołowski über. Im Jahre 1945 übernahm der Staat das Haus. Im Jahre 1969 wurde beschlossen, das Gebäude in den Sandezer Ethnografischen Park (Sądecki Park Etnograficzny) zu überführen.

 

Kaffeeröstmaschine
Sign.: MNS/1769/S, KW 8192
Datierung: Anfang des 20. Jhd.
Material: Gusseisenblech, Holz

Maße: 20,5 x 56,5 cm

 

Eine interessante Kücheneinrichtung im Herrenhaus von Rdzawa ist ein Kaffeeröster. Diese Vorrichtung besteht aus einem zylindrischen Behälter mit einem Deckel, der eine ovale Öffnung aufweist, die mit einem Scharnierdeckel verschlossen ist. Im Inneren befindet sich eine Metallstange, an der ein Rührwerk aus Blechplättchen befestigt ist, das in einer Kurbel mit einem Holzknauf endet. Die Mühle hat einen Griff in Form einer langen Metallstange, die mit einem Holzgriff versehen ist. Die Kaffeebohnen mussten in den Behälter geschüttet und dann auf dem Herd geröstet werden, wobei die richtige Temperatur der Bohnen hier entscheidend war. Während des Röstens musste der Anwender so regelmäßig umrühren. Das Rösten von Kaffee zu Hause war eine schwierige Aufgabe, für die in der Regel ein Bediensteter zuständig war, der die Rösttechnik, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Temperatur kennen musste. Adam Mickiewicz schrieb in „Pan Tadeusz“ über die Zubereitung von Kaffee:

„Takiej kawy jak w Polszcze nie ma w żadnym kraju:
W Polszcze, w domu porządnym, z dawnego zwyczaju,
Jest do robienia kawy osobna niewiasta,
Nazywa się kawiarka; ta sprowadza z miasta
Lub z wicin bierze ziarna w najlepszym gatunku,
I zna tajne sposoby gotowania trunku,
Który ma czarność węgla, przejrzystość bursztynu,
Zapach moki i gęstość miodowego płynu”.

Die Geschichte des Kaffees in Polen reicht bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Er wurde von Reisenden und Kaufleuten nach Polen gebracht. Anfangs war er nicht beliebt, im Gegenteil: Kaffee galt als ungenießbar und gesundheitsgefährdend. Im 18. Jahrhundert gewann das Getränk jedoch immer mehr Anhänger, da es immer leichter erhältlich war. Im Jahre 1794 verfasste Wincenty Karczewski eine aus dem Französischen übersetzte Publikation mit dem Titel „Eine kurze Nachricht über den Kaffee: Über seine Charakteristik und Folgen für die menschliche Gesundheit“, die als das erste Handbuch für Kaffeetrinker angesehen werden kann. Zunächst wurde Kaffee in Polen nach östlichem Vorbild ohne jegliche Zusätze getrunken, doch schon bald begann man, Zutaten wie Milch oder fette Sahne hinzuzufügen. Die ersten Kaffeehäuser entstanden im 18. Jahrhundert in Danzig (Gdańsk) und verbreiteten sich schnell in allen größeren Städten des Landes. Zur gleichen Zeit war das Kaffeerösten zu Hause immer noch sehr beliebt, vor allem beim Landadel und bei wohlhabenden Adligen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Kaffee, der zuvor in Cafés geröstet wurde, auch im Handel angeboten.

 

Reitpeitschen
Sign.: KW 18987, MNS/3850/1-9/S
Datierung: Anfang des 20. Jhd.
Material: Bambus, Schilfrohr, Silberbeschläge, Leder
Maße: Länge 60–79 cm

Im Herrenhaus von Rdzawa ist eine der Wände in der Halle mit einem Kleiderbügel geschmückt, an dem verschiedene Reitpeitschen hängen. Dies sind Peitschen, die aus einem steifen Stock bestehen und zum Treiben eines Pferdes während eines Ausritts verwendet werden. Die polnische Bezeichnung szpicruta leitet sich vom deutschen Wort „Spießrute“ ab, das einen dünnen, angespitzten Zweig bezeichnet, mit dem man ein Pferd antreiben oder auspeitschen kann. Diese Gegenstände waren in der Regel aus Bambus oder Schilfrohr gefertigt und mit Leder oder Flechtwerk überzogen. Sie endeten auf der einen Seite mit einem Griff verschiedener Formen mit Beschlägen und Verzierungen und auf der anderen Seite mit Schlaufen aus Riemen. Die Sporen waren sehr oft mit Verzierungen versehen, die sich auf das Reiten und die Jagd bezogen. Diese Peitschen spielen im Reitsport eine wichtige Rolle. Sie dienen in erster Linie dazu, die Wade des Pferdes zu stärken, aber auch dazu, das Pferd zu kräftigen und ihm eine Richtung vorzugeben. Ihr Einsatz erfordert entsprechende Erfahrung des Reiters, der in der Lage sein sollte, sie mit Bedacht einzusetzen, um dem Tier keine unnötige Spannung und keinen Stress zu bereiten. Der Hauptzweck der Peitsche ist es, mit dem Tier zu kommunizieren, nicht, ihm Schmerzen zuzufügen. Das Vorhandensein von Peitschen bei Hofe deutet auf die Beliebtheit des Reitens zu jener Zeit hin, das als Unterhaltung, Sport und Transportmittel diente. Es war eine schwierige Fähigkeit, die eine gute Vorbereitung und lange Unterrichtsstunden unter der Leitung eines erfahrenen und kompetenten Lehrers erforderte. In seinem Reitführer von 1896 schrieb Marian Stipal: „Um ein Pferd so gut wie möglich reiten zu können, um über die Anfänge des Erlernens der Reitkunst überhaupt hinauszukommen, ist es meiner Meinung nach notwendig, mindestens sechs Monate lang unter der Aufsicht eines gewissenhaften Lehrers zu üben. Vor allem ist es aber notwendig, sich selbst zu bemühen, damit die Anweisungen und Ermahnungen des Lehrers umgesetzt werden (...)“.

 

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