Die Geschichte von Biecz

Sztych Hogenberga

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt Biecz vom Herzog Bolesław dem Schamhaften das Stadtrecht. Die Stadt wurde mit Wehrmauern befestigt, die mit einer Barbakane und Wehrtürmen ausgestattet wurden. Die Stadt spielte eine wichtige Rolle in der Verteidigung der Südgrenze des polnischen Staates und war aufgrund der sich hier kreuzenden Handelswege ein wichtiges Wirtschafts- und Handelszentrum. Biecz war damals eine der größten Städte Polens mit mehr als 30 verschiedenen Handwerkszweigen, besonders intensiv entwickelten sich dabei die Tuch- und Leinenherstellung, auch der Weinhandel florierte. Die gesamte räumliche und städtebauliche Struktur von Biecz erhielt sich seit dem Mittelalter ohne nennenswerte Veränderungen bis in die Gegenwart. Die Stadt gehörte zum königlichen Besitz. Während ihrer Aufenthalte in der Stadt übten die Herrscher die Staatsgewalt aus, hielten politische Versammlungen und Beratungen ab, verliehen der Stadt zahlreiche Privilegien und unterzeichneten Dokumente, die für das Leben der Region und des gesamten Königreichs von Bedeutung waren. In Biecz gab es 3 Burgen, in denen sich Herzöge und Könige aufhielten, insbesondere jene aus den Dynastien der Piasten und Jagiellonen. In Biecz hatten das Obergericht für das Magdeburger Recht sowie das Stadt- und das Landgericht ihren Sitz. 1616 erhielt Biecz das „Schwertrecht“, d. h. das Recht, Todesurteile zu verhängen und zu vollstrecken, ferner das Recht, ein eigenes Scharfrichteramt innezuhaben. Festgenommene Bösewichte wurden im Kerker inhaftiert, wo sie verschiedenen Arten von Folter ausgesetzt waren. Durch die häufigen Todesurteile erlangten die Scharfrichter von Biecz jede Menge Praxiserfahrung und wurden gegen eine Gebühr an andere Städte ausgeliehen. Einer Legende zufolge war in Biecz ein Henker mit dem Namen Jurko tätig. Angeblich war Jurko adliger Herkunft gewesen, hochgebildet, habe mehrere Sprachen gesprochen, sei eine Autorität in juristischen und medizinischen Fragen gewesen, habe besonders die Massenhinrichtungen genossen und während der Folterungen Auszüge aus den Büchern von Homer, Ovid und Horaz zitiert. Der Scharfrichter hatte alle Hände voll zu tun, denn in der Gegend trieben gefährliche Räuberbanden ihr Unwesen, sog. „Beskidniki“. Es handelte sich um professionelle Gebirgsräuber, die die Handelswege an der polnisch-ungarischen Grenze unsicher machten und in den Wäldern Schutz vor Verfolgung und in Felshöhlen feste Verstecke fanden. Sie stellten für die damaligen Verwaltungsbehörden ein Problem dar. Als die Unterdrückung durch die Leibeigenschaft immer stärker wurde, schlossen sich immer mehr Bauern den Beskidniki an. In vielen Fällen gingen ihre Aktivitäten über Raubüberfälle hinaus, sie fungierten mitunter als Anstifter von Bauernbewegungen gegen das Feudalsystem. Das Problem der Gebirgsräuber in den Bergregionen und im Karpatenvorland (Podkarpacie) konnte nicht reduziert werden. So wurde Mitte des 17. Jahrhunderts beschlossen, eigens zu diesem Zweck eine Wacheinheit zu berufen, sog. „Harnik“, die die Banden der Beskidniki ausrotten sollten. Die Aktivitäten der Beskidniki im 17. Jahrhundert richteten sich vor allem gegen den Adel, insbesondere während des Chmelnyzkyj-Aufstandes in der Ukraine. Erwähnenswert ist dabei, dass die vom Gerichtsvogt in Biecz verhängten Strafen gegen die Beskidniki sehr streng waren. In der Regel war es die Todesstrafe, der die Folter vorausging. Sie wurden gehäutet, an den Rippen aufgehängt, gevierteilt und ihre Köpfe als Warnung für andere vor dem Stadttor aufgespießt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verlor die Stadt infolge der Seuchen, der Verschiebung der Handelswege und der allgemeinen Lage des polnischen Staates an Bedeutung. Nach der ersten Teilung Polens kam Biecz unter österreichische Herrschaft. Die Teilungsmacht löste den Landkreis Biecz und die Gerichte auf. Im 18. Jahrhundert kam Biecz in Privatbesitz und verlor seinen königlichen Status.

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