Flachs- und Hanfzweige sind das Rohmaterial für bäuerliche Kleidung, Bettzeug und Tischdecken. Der erste Schritt bei der Herstellung des Stoffes bestand also darin, den Boden für den Anbau der Faserpflanzen vorzubereiten. Das Feld musste im Herbst gepflügt, zu Beginn des Frühlings der Boden gelockert und die Oberfläche eingeebnet werden. Dann wurde der Flachs ausgesät und man wartete, bis er wächst (in dieser Zeit musste man das Feld von Unkraut befreien). Die Ernte begann etwa einhundertdreißig Tage später, sobald der Flachs nicht mehr blühte. Die geernteten Stängel mussten vierundzwanzig Stunden lang ruhen und dann mehrere Tage lang trocknen, indem man sie in Form von sog. „Vordächern“ zurecht legte. Wenn sie ausgehärtet waren, wurden sie geklopft, um den Samen (für das Öl und die nächste Aussaat) herauszulösen, und dann wieder zusammengebunden, um mehrere Wochen lang einzuweichen. Der eingeweichte Flachs musste getrocknet werden und ruhen, vorzugsweise in der Sonne, damit er ausbleicht. Dann wurden die Zweige mit einem Flachsbrecher behandelt, bis sich die Fasern lösten. Zwei oder drei Wochen nach dem Brechen wurden sie gehechelt. Mit einer Bürste mit Metallzähnen wurden die Flusen, d. h. die Reste der getrockneten Zweige, ausgekämmt. Der gesamte Prozess von der Aussaat bis zur reinen Faser konnte zwischen einhundertfünfzig und zweihundert Tagen dauern. Die gewonnenen Fasern mussten noch gesponnen und zu einem Tuch gewebt werden. Eine andere Möglichkeit, Garn zu gewinnen, bestand darin, Wolle aus dem Vlies von Schafen zu spinnen.
Weberei Ethnographisches Museum Krakau
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