Er verbrachte sein ganzes Leben in Lipnica Wielka in der Region Arwa (Orawa). Er hatte einen Schlafplatz bei einer Familie, bei der er sich als Arbeiter verdingte, um Tiere zu hüten und auf dem Hof zu helfen. Seine Nachbarn gaben ihm den Spitznamen „Heródek“. Er lebte ein einsames Leben, etwas abseits der Gemeinschaft, doch er wollte sich nützlich machen und verstärkte jahrelang eigenhändig (und erfolglos) die Ufer eines Baches, um zu verhindern, dass das Wasser die Häuser in seiner Nähe überschwemmte, führte Beerdigungszüge an und spielte auf Hochzeiten selbst gebaute Geige. Diejenigen, die ihn kannten, erinnern sich an seine fröhlichen Augen und seine schelmische Fantasie. Er verwandelte dicke Holzscheite, die für Brennholz bestimmt waren, in Engel- und Heiligenfiguren. Er stellte sie auf Wiesen oder am Bach auf, weil er glaubte, dass die Menschen durch ihren Anblick gut werden würden. Um die Skulpturen zu bemalen, benutzte er nur wenige Farben, markierte nur schematisch die Attribute. Das einzige Detail, das bei ihm mit großer Sorgfalt behandelt wurde, waren die großen, runden oder mandelförmigen Augen. Auf die Frage, warum er die Beine, die Figur oder andere anatomische Details nicht sorgfältig modelliere, antwortete er, dass doch alles da sei, nur unter der Kleidung der Figur verborgen. Er bezeichnete seine Skulpturen als „Pany“ (Herren) und verbrachte gern seine Zeit mit ihnen. Einige wollte er für kein Geld der Welt verkaufen. Er feilschte auch niemals und teilte das Geld, das er verdiente, mit anderen.
Karol Wójciak – Heródek
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