Bleistiftzeichnungen sind keine fertigen Bilder, sondern Skizzen, die zum Ausmalen vorbereitet werden. Nikifor fertigte Bleistiftzeichnungen an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen an, unter anderem während zahlreicher Zugreisen, wenn er nicht malen konnte. Diese Zeichnungen zeugen allerdings von der großen Begabung, die Nikifor besaß. Nikifor zeichnete mit Buntstiften vor allem gegen Ende seines Lebens, als er immer häufiger in Krankenhäusern und Sanatorien zur Behandlung von Tuberkulose war. Man erlaubte ihm nicht, in den Krankenhauszimmern mit Farben zu malen. Der Künstler konnte nicht mehrere Tage hintereinander ohne Malen, also zeichnete er mit Buntstiften. In diesem Raum sind auch zwei außergewöhnliche Werke von Nikifor zu sehen – sein Gebetbuch und sein Skizzenbuch. Das Gebetbuch von Nikifor ist ein einzigartiges Werk. Da der junge Nikifor kein Geld hatte, um ein richtiges Gebetbuch zu kaufen, zeichnete er selbst eines und benutzte es zum Gebet. Er wollte die Gottesdienste unter den gleichen Bedingungen wie andere Menschen besuchen, er wollte sich nicht minderwertig fühlen als diejenigen, die mit ihren eigenen Büchern in die Kirche kamen. Das Gebetbuch ist 86 Seiten lang. Der Inhalt der Zeichnungen besteht hauptsächlich aus biblischen Szenen mit Menschenmengen und Heiligenfiguren. Das Gebetbuch entstand wahrscheinlich in den 1920er Jahren. Das Skizzenbuch von Nikifor aus den 1920er Jahren (als Reproduktion) enthält Bleistiftskizzen von orthodoxen Kirchen aus der Lemken-Region bei Sandez (Sącz). Man kann hier einzelne Sakralbauten aus Ortschaften wie Łabowa, Tylicz, Mochnaczka, Jastrzębik, Żegiestów, Wojkowa, Powroźnik und Złockie erkennen. Die Zeichnungen werden von Unterschriften begleitet. Obwohl die Namen der Orte mit Rechtschreibfehlern versehen sind, geben die Skizzen die Architektur der einzelnen Gebäude in diesen Orten getreu wieder und sind leicht zu erkennen. Die Skizzenbuchseiten sind auf beiden Seiten bemalt, es handelt sich dabei offensichtlich um Studienzeichnungen. Das Skizzenbuch ist ein Beweis dafür, dass Nikifor in seiner Jugend sein künstlerisches Handwerk bewusst in der freien Natur verbessern wollte. Dieser Teil der Ausstellung ist auch mit interaktiven Touchscreens ausgestattet, mit deren Hilfe die Besucher viele Archivmaterialien über Nikifor individuell erkunden und den gesamten Inhalt des Gebetbuchs und des Skizzenbuchs kennenlernen können. Die Fotogramme im Gang, der die beiden Flügel des Gebäudes verbindet, wurden von Marian Włosiński in den 1960er Jahren aufgenommen. M. Włosiński, der Vormund und Freund von Nikifor, war selbst Maler und Fotograf. Mehrere Jahre lang traf er Nikifor fast jeden Tag, sie unternahmen viele gemeinsame Reisen und 1963 eine Reise nach Bulgarien. Er fertigte eine überaus wertvolle fotografische Dokumentation der letzten zehn Lebensjahre des Künstlers an, die mehrere hundert Bilder umfasst. Besonders erwähnenswert ist das Foto von Nikifor im Gespräch mit Teofil Ociepka. Während seines Behandlungsaufenthalts in Krynica besuchte Ociepka Nikifor, von dem er schon viel gehört hatte. Das Foto zeigt die historische Begegnung der beiden berühmtesten polnischen naiven Maler.
Nikifor-Museum Krynica-Zdrój
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