Das Bauernhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es wurde von dem Gutsherrn für einen landlosen Hofwächter gebaut. Seine Form und Einrichtung sind typisch für die Behausungen der ärmsten Bewohner der Vorgebirgsdörfer des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Hütte ist ein weiß getünchter Blockbau mit einem mit Stroh gedeckten Walmdach. An der Giebelseite wurde ein offener Schuppen mit einer aus Reisig geflochtenen Rückwand angebaut. Der Innenraum besteht aus einer Wohnstube und einem kleinen Vorraum mit Platz für eine Kuh. Eine Besonderheit ist der Schornstein, der aus mit Strohseilen geflochtenen Holzstäben besteht sowie innen und außen dick mit Lehm überzogen ist, ein sog. „Lehmschornstein“. Er war sehr langlebig, da er während der Nutzung „zum Backstein“ ausbrannte. Das Haus wurde als Wohnung einer alleinstehenden Frau eingerichtet, die sich mit Kräuter- und Naturheilkunde beschäftigte. Auf dem Dachboden und in der Kammer hängen Bündel von getrockneten Pflanzen, die in der Volksmedizin verwendet wurden: Johanniskraut gegen Magenbeschwerden, Warzenkraut für Kühe nach dem Kalben und gegen Würmer, Lindenblüten gegen Husten. Außerdem werden in den Flaschen Leinöl gegen Verbrennungen, weiße Lilien in Spiritus gegen Wunden und Herzleiden, Teer für die Behandlung von Hufen und Wunden beim Vieh, Flachswerg „für das Ausbrennen der Rose“, d. h. gegen Hautkrankheiten, aufbewahrt.
Bauernhaus aus Lipnica Wielka
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