Die altpolnische Gastfreundschaft war legendär. Zu einem Festmahl gehörten zahlreiche Speisen, gemäß dem Motto „Leg dich ins Zeug, koste es, was es wolle“ ruinierte man sich für teure Feste. Die Menschen aßen aus Notwendigkeit, Gewohnheit, Langeweile, zum Spaß, in Gesellschaft und zur Schau. Ein gut gedeckter Tisch war etwas sehr Wichtiges. Die Küche war deftig, schwer und würzig. Man legte mehr Wert auf das Aussehen der Lebensmittel als auf ihren Geschmack. Man übertrieb gerne mit den Gewürzen, um so den eigenen Wohlstand zu demonstrieren. Die altpolnische Küche war voller Kontraste. Es war eine Mischung der Kulturen, bei der westliche Traditionen mit orientalischen Aromen gewürzt wurden. Ihr Bild findet sich im ersten polnischen Kochbuch, das im Schloss Wiśnicz geschrieben wurde. Das „Compendium ferculorum albo zebranie potraw” [Compendium ferculorum oder eine Sammlung von Gerichten] ist ein Kochhandbuch von Stanisław Czerniecki, dem Küchenmeister von Aleksander Lubomirski. Neben einer allgemeinen Anleitung für die Vorbereitung eines Festmahls enthält das Buch Rezepte für hundert Fleischgerichte, hundert Fischgerichte und ebenso viele Milchgerichte. Die meisten Speisen, die wir in diesem Kochbuch aus dem 17. Jahrhundert finden, sind auch heute noch gut bekannt. Es gibt polnische Brühe, Huhn mit Leber, gebratenen Fisch mit Zwiebel, Pfannkuchen, Pasteten, nur Schnecken sind dem modernen polnischen Gaumen fremd.
Speisesaal Schloss Nowy Wiśnicz
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