Der Name des größten, repräsentativen Raums des Rathauses leitet sich von der Funktion ab, die er früher hatte. Die dort versammelten Bürger diskutierten über wichtige Angelegenheiten der Stadt. Heute beherbergt er die Galerie der Altpolnischen Porträts (Galeria Portretu Staropolskiego) aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die als „Sarmatenporträts“ bezeichnet werden. Die in der Ausstellung präsentierte Gruppe von Porträts gehört zu den zahlreichsten und wertvollsten in Polen. Alle Gemälde (mit Ausnahme von drei) gehörten einst zu der Rzewuski-Galerie, die 1865 zusammen mit dem Schloss in Pidhirzi von Fürsten Władysław Sanguszko erworben wurde. Der Gründer der Pidhirzi-Sammlung war Stanisław Mateusz Rzewuski mit dem Wappen Krzywda (1622–1728). Die Sammeltradition wurde vom nächsten Besitzer von Pidhirzi – Wacław Rzewuski (1706–1779) – fortgesetzt. Unter den Porträts befindet sich ein Bild von Hetman Wacław Rzewuski, das nach 1779 gemalt wurde und ihn in der Tracht des Ordens des „Weißen Adlers“ zeigt. Bemerkenswert ist auch ein kleinformatiges Kinderporträt aus dem Jahr 1710, das Wacław und Marianna Rzewuski beim Spielen mit einem Hund zeigt. Ein Beispiel für ein Porträt aus den untersten sozialen Schichten, das im Museum von Tarnów aufbewahrt wird, ist das Bildnis von „Konik“, einem Leibeigenen aus Pidhirzi. Die Ausstellung im Ostraum hat die Aufgabe, die alte polnische Tischkultur, die kulinarischen Bräuche, die vielfältigen Formen des Geschirrs und seine heute oft schon völlig vergessenen Funktionen vorzustellen. Hier befinden sich die kostbarsten Werke der Gold- und Silberschmiedekunst im Besitz des Museums aus dem 17. und 18. Jh., die überwiegend einen dekorativen und repräsentativen Charakter hatten. Zu den ältesten Objekten der Sammlung gehört ein vergoldeter Prachtpokal, ein sog. Roztruchan, der zwischen 1598 und 1613 vom Nürnberger Goldschmied Georg (Jörg) Ruel gefertigt wurde. Die Augsburger Silberschmiedekunst ist mit kunstvoll verzierten Objekten aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert vertreten. Ergänzt wird das deutsche Silber durch ein Paar vergoldete Kerzenleuchter aus dem 17. Jahrhundert, mit Schäften in Form von Frauenfiguren und durch einen Krug mit graviertem Korpus, der an der Wende vom 17. zum 18. Jh. gefertigt wurde. Ebenfalls gezeigt werden silberne und versilberte Gefäße mit Gebrauchscharakter aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ähnlich wie in der westeuropäischen Esskultur, die sich an französischen Vorbildern orientierte, etablierten sich auch in Polen ab dem 18. Jahrhundert Regeln für das Servieren von Mahlzeiten, die eine Vielfalt an Geschirr und Besteck erforderten. Diese Tatsache wird durch den Rest der Ausstellung hervorragend illustriert.
Bürgersaal Kreismuseum Tarnów
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