Neben den Wehr- und Gefängniszwecken diente die Burg Lipowiec auch als temporäre Residenz der Bischöfe von Krakau (Kraków). Die Wohn- und Repräsentationsräume befanden sich vermutlich im zweiten Stock der Festung. Möglicherweise wurden sie bereits im 15. Jahrhundert erbaut, ein Hinweis dafür bilden die dekorativen spätgotischen Ofenkacheln, die im oberen Burggelände gefunden wurden. Aufgrund der fehlenden Quellen lässt sich nur schwer feststellen, wie der repräsentative Teil der Burg im Laufe der Jahrhunderte aussah und gestaltet war. Heute sind die Räume im zweiten Stockwerk bis auf die Höhe der Fensterstürze erhalten, nicht mehr vorhanden sind Gewölbe, Decken oder Böden. Einem Inventar von 1789 zufolge wurde der größte Teil dieses Stockwerks von dem repräsentativen Apartment des Bischofs eingenommen. Es bestand aus einem geräumigen Alkoven (Schlafzimmer), einer Garderobe und mehreren kleineren Räumen, wahrscheinlich für die Beamten des Bischofs, sowie einer Latrine (Toilette). Neben dem Apartment befanden sich ein Audienzzimmer, Warteräume für die Besucher, die den Bischof treffen wollten, und Räume für die Dienerschaft. Neben den Wohn- und Repräsentationsräumen befanden sich in diesem Stockwerk auch mehrere Gefängniszellen, die an den zweiten Stock der Kapelle angrenzten. Das Bauwerk war von einem mit Schindeln gedeckten Zeltdach gekrönt, unter dem sich ein Dachboden befand.