Obergeschoss Burg Lipowiec Wygiełzów

Korytarz w zamku.

Die an den schmalen Korridor angrenzenden Räume waren für Geistliche bestimmt, die nach Lipowiec kamen, um Exerzitien zu halten oder für ihre Sünden Buße zu tun. Ihre Entstehung könnte mit dem Teilumbau der Burg im 16. Jahrhundert durch die Bischöfe Jan Konarski und Andrzej Zebrzydowski zusammenhängen. Diese Maßnahmen standen wahrscheinlich in Verbindung mit dem steigernden Interesse an der Reformationsbewegung und den religiösen Neuerungen und hatten den Zweck, die Zahl der Buß- und Gefängniszellen zu erhöhen, in denen Personen mit anderen religiösen Ansichten isoliert werden sollten. Einer von ihnen war der aus Italien stammende Francesco Stancaro, der 1550 zur Buße hierhergeschickt wurde und dessen Gefangenschaft in Lipowiec damals in ganz Europa bekannt wurde. Er war Hochschullehrer, u. a. an der Krakauer Akademie, und einer der führenden Ideologen der Reformation. Mit Hilfe von engagierten Anhängern der Religionsreform und seinen Gönnern konnte Stancaro entkommen und bei einflussreichen Freunden Zuflucht finden. Noch in Lipowiec begann er mit der Arbeit an seinem Werk zur Reform der Kirche in Polen. Nachdem er aus der Festung geflohen war, stellte er das Buch fertig und ließ es 1552 in Krakau (Kraków) drucken. Die Schrift wurde als ketzerisch verurteilt und ihre gesamte Ausgabe verbrannt, nur einige wenige Seiten blieben bis heute in den Beständen der Jagiellonen-Bibliothek (Biblioteka Jagiellońska) in Krakau erhalten. Die heutige Aufteilung der Räume stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als Lipowiec zum Demeritenhaus für den Klerus umgebaut wurde. Jeder dieser gewölbten Räume mit nur einem Fenster wurde mit einem eigenen Ofen beheizt, die bis heute erhalten sind und vom Flur aus beheizt werden konnten. Die Räume hatten Holzböden und Fenster mit Glasmalereien, die das Wappen von Bischof Andrzej Załuski zeigten. Am Ende des Korridors befand sich in einem Anbau die Latrine (Toilette). Heute ist in einem der Innenräume eine kleine Ausstellung eingerichtet, die zeigt, wie Lipowiec zur Zeit des Aufenthalts von Francesco Stancaro ausgesehen haben könnte. Auf einer Tafel an der Tür der Zelle wird die romantische und tragische Legende beschrieben, die mit seiner Flucht aus der Festung verbunden ist.

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