Teer-Gehöft, Łosie
Łosie 34, 38-314 Łosie
Touristische Region: Beskid Sądecki i Niski
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der Region Podkarpacie die Ölindustrie. In dem einzigartigen Lemken-Dorf Łosie beschäftigten sich beinahe alle Männer mit der Herstellung von Teer, der für die Herstellung von Schmierfetten diente, die dann vertrieben wurden. Der Teer wurde im Prozess der trockenen Destillation von Kiefernabfällen gewonnen und zum Schmieren der Achsen von Holzkarren verwendet. Im Frühjahr verließen die Erzeuger das Dorf mit Fetten, Schmiermitteln und Ölen und vertrieben ihre Produkte in ganz Mittel- und Osteuropa. Die Teerhändler reisten tief nach Polen, Russland, Litauen, Lettland und Ungarn und bis nach Siebenbürgen. Der Handel, der bis zum Zweiten Weltkrieg die Haupteinnahmequelle der hiesigen Einwohner war, kam nach dem Zweiten Weltkrieg und der Aussiedlung der Lemken im Rahmen der Aktion Wisła 1947 praktisch zum Erliegen. In den Nachkriegsjahren gab es noch einige Teerhersteller aus Łosie, der letzte von ihnen war noch in den 1970er Jahren tätig.
Es ist ein historisches Gehöft der Lemken, das noch auf seiner ursprünglichen Stelle steht und ein Teil der ehemaligen Dorfbebauung war. Es besteht aus einem Bauernhaus von 1899, das von den Lemken „Chyża“ genannt wurde, einem Wirtschaftsgebäude, in dem sich ein Stall und ein Kutschenraum befindet, und aus einem Getreidespeicher. Das Bauernhaus von 1899 sowie die Pferdeställe mit dem Kutschenhaus aus dem späten 19. Jahrhundert wurden in der Blockbauweise aus gehobelten Tannenstämmen gebaut. Ihre Firstdächer sind mit Fichtenschindeln eingedeckt. Das eintraktige Haus wird durch den Flur in zwei Teile aufgeteilt. Der unterkellerte Speicher aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Skelettbauweise ist verschalt und hat ein mit Schindeln eingedecktes Firstdach. 2018 wurde ein Bauernhaus von 1928 aus Bartne auf das Gehöft gebracht.
Nach der Sanierung wurde dort eine Ausstellung über die Geschichte der Teererzeugung vor einem ethnografischen Hintergrund eingerichtet, die auch die Kultur der Lemken zeigt. Im Bauernhaus und im Stall wurde eine Ausstellung über die Kultur der westlichen Lemken und die Teererzeugung mit Exponaten, Karten, Fotos und Informationstafeln eingerichtet. In dem Wirtschaftsgebäude stehen die Wagen der Teerhändler, darunter der Wagen von Dmitri Kareł, einem der letzten Teererzeuger aus Łosie. Die ethnografische Ausstellung befasst sich mit den weiteren, nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten der Lemken, wie der Löffelherstellung und der Teerherstellung. Im Speicher sind gerettete Elemente aus zerstörten Kirchen der Lemken zu sehen, vor allem Kreuze aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Auf dem Gehöft werden Museumsworkshops und -unterricht, Ausstellungen, Begegnungen und Freiluftevents veranstaltet, mit dem beliebtesten Fest „Święto Maziarzy” im August.
Im Dorf Łosie selbst, das malerisch am Bach Łosianka liegt, sind zahlreiche historische Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erhalten geblieben. Diese Bebauung unterscheidet sich jedoch von sonstigen typischen Lemken-Dörfern. Hier gibt es keine langen Gehöfte mit einem Gebäude, das Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach vereint, sondern Wohnhäuser und freistehende Wirtschaftsgebäude. An der Grenze des Teer-Gehöfts mit der griechisch-katholischen Kirche der Geburt der Allerheiligsten Jungfrau Maria von 1810 steht eine historische Mauer.
Holzteer ist eine dickflüssige Flüssigkeit mit teerartigem Geruch. Er wird in der Volksmedizin, der Tiermedizin und im Handwerk verwendet. Er wurde auch für magische Praktiken verwendet. Er wird durch die so genannte trockene Destillation aus Holz gewonnen. Das Lemken-Dorf Bielanka in der Nähe von Łosie ist immer noch berühmt für seine Erzeugung. Die Teererzeuger galten als Menschen mit magischen Fähigkeiten.
„Teererzeuger aus Łosie, ein ländlicher Reichtum der globalen Ölindustrie“