Jan-Kasprowicz-Museum in Harenda Zakopane
ul. Harenda 12a, 34-500 Zakopane
Touristische Region: Tatry i Podhale
Jan Kasprowicz, ein Dichter des Jungen Polens, Übersetzer europäischer Literatur, Dramaturg und Theaterkritiker, Professor an der Lemberger Universität, besuchte mit seinen Freunden Stefan Żeromski, Leopold Staff, Witkacy und anderen oft die Kaffeehäuser von Zakopane. Obwohl er nicht an der Tatra geboren wurde, zogen ihn die Berge wie ein Magnet an. Hier suchte er Trost und Inspiration. 1923 kaufte er eine Villa in Harenda und ließ sich dort mit seiner Frau Maria dauerhaft nieder. Hier besuchten ihn auch seine Töchter aus der früheren Ehe – Janina und Anna. Nach dem Tod des Dichters fungierte die Villa weiterhin als Zentrum des kulturellen Lebens in Zakopane. Zu den Gästen gehörten unter anderem: Zofia Nałkowska, Kornel Makuszyński, Stanisław Ignacy Witkiewicz, Leopold Staff, Jarosław Iwaszkiewicz, Karol Szymanowski und Witold Gombrowicz.
Die hölzerne, freistehende Villa im Stil eines Goralenhauses wurde 1920 von Jan Fudala-Kluś erbaut und sollte ursprünglich eine Pension sein. Bald darauf verkaufte er das Haus an die englische Malerin Winifrid Cooper, die es an Kasprowicz weiterverkaufte. Es ist eine einstöckige, in der Blockbauweise aus Holz gebaute Villa auf unregelmäßigem Grundriss, mit Steinsockel, ausgebautem Dachboden und einem mit Schindeln eingedeckten Halbgiebeldach. Das Haus weist eine für ein Bauernhaus typische Aufteilung mit Flur in der Eingangsachse auf, die ein Esszimmer, eine s.g. „schwarze“ Stube mit dem Wohnzimmer und eine s.g. „weiße“ Stube mit einem Schlafzimmer sowie ein Arbeitszimmer, eine Bibliothek, eine Küche und ein Dachboden umfasst.
Seit 1950 beherbergt die Villa das Museum des Dichters. in sein Inneres führt eine Veranda, bepflanzt mit im Sommer blühender Kapuzinerkresse . Sie bietet eine tolle Aussicht auf die Berge. Das Museum verfügt über einen Speisesaal, einen Salon, ein Schlafzimmer und eine Galerie mit Gemälden des Schwiegersohns von Kasprowicz – Władysław Jarocki. Nach dem Tod von Maria Kasprowicz 1968 wurde die Inneneinrichtung mit den Familienerbstücken, Möbeln, Textilien und Fotografien sowie wertvollen Gemälden und Skulpturen, unter anderem von Leon Wyczółkowski, Kazimierz Sichulski und Tymon Niesiołowski beibehalten. Das Museum beherbergt auch Reste der umfangreichen und wertvollen Büchersammlung, die in Poznań abgebrannt ist. Im Wohnzimmer fallen die Pastellbilder von Stanisław Ignacy Witkiewicz auf: ein Porträt von Kasprowicz vor seinem Tod und ein Porträt seiner Frau von 1937. Zu den Skulpturen, die den Dichter darstellen, gehören die Totenmaske, die 1926 vom regionalen Künstler Stanisław Gąsienica Sobczak-Jochym angefertigt wurde, und das im 19. Jahrhundert von Antoni Popiel geschaffenes Haupt des Dichters. Im Esszimmer stehen immer noch die Möbel, die von Władysław Jarocki entworfen und in Lemberg angefertigt wurden. An den Wänden hängen die von Kasprowicz gesammelten regionalen Glasbilder und Porträts seiner Frau.
Im ersten Obergeschoss der Villa befindet sich die Gemäldegalerie mit Werken von Władysław Jarocki, dem Ehemann der Tochter des Dichters Anna, der an der Akademie der Bildenden Künste in Kraków bei Józef Mehoffer und Leon Wyczółkowski sowie an der Académie Julian in Paris Kunst studierte. Die Werke bilden einen Streifzug durch Jarockis Oeuvre, von den herausragenden bis hin zu späten und weniger gelungenen Gemälden. Den Kern der Ausstellung bilden jedoch Gemälde und Lithografien mit Huzulen- und Podhale-Motiven, und weitere Bilder, die durch die Volkskunst aus verschiedenen Regionen Polens inspiriert wurden. Dazu kommen noch polnische, Küsten- und mediterrane Landschaften, Porträts von Kasprowicz und seinen Töchtern, ein Selbstporträt von Jarocki sowie Entwürfe für die Wandmalereien und Architekturstudien.
1933 wurde auf Initiative von Maria Kasprowicz, Kornel Makuszyński und Leopold Staff ein zweistöckiges Mausoleum aus Granit nach einem Entwurf von Karol Stryjeński neben der Villa zwischen den Bäumen errichtet. In den Sarkophag in der unteren Krypta wurde die Asche von Kasprowicz, die ursprünglich auf dem Alten Friedhof beigesetzt war, verlegt. In der oberen Kapelle mit einem aus Holz geschnitzten Altar, einem Werk des Bildhauers Jan Szczepkowski, ruht 1968 verstorbene Maria Kasprowicz.
Das Museum in Harenda wird seit 1964 vom Verein der Freunde des Jan-Kasprowicz-Werks geleitet, der hier dem Werk des Dichters gewidmete Treffen, Lesungen und Poesieabende organisiert. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude umfassend saniert.