Burgruine Melsztyn
An den Ufern des Flusses Dunajec erheben sich die majestätischen Ruinen der Burg Melsztyn. Sein Name leitet sich wahrscheinlich von dem deutschen Begriff „Mühlstein“ ab. In der Gegend gab es früher viele Mühlen, und das deutsche Wort wurde später polonisiert.
Der befestigte Sitz auf dem Hügel wurde 1347 vom Krakauer Kastellan Spycimir Leliwita erbaut. Bis ins frühe 16. Jahrhundert diente die Burg als Wohnsitz der Familie Leliwita Melsztyński. Die Burg erstreckte sich auf einem länglichen und schmalen Hügel mit einem steilen Hang, der mehr als 40 Meter über dem Flussniveau lag. Das Wohnhaus auf einem unregelmäßigen polygonalen Grundriss mit einem runden Turm, einer Zisterne und Wirtschaftsgebäuden war mit einer Wehrmauer umgeben. 1362 wurde in der Burg die Heilig-Geist-Kapelle vom Krakauer Bischof Jan Bodzenta geweiht.
Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert wurde ein großer gotischer, fünfstöckiger Bergfried auf einem rechteckigen Grundriss von 10,5 x 15 Metern errichtet, der aus Stein und im oberen Teil aus Ziegeln gebaut wurde. Er diente sowohl den Verteidigungs- als auch als Wohnzwecken, wovon die Schießscharten in den unteren Stockwerken zeugen. Die beiden oberen Stockwerke dienten als Wohnräume, worauf die großen Fenster und Putzreste hindeuten. Im vierten Obergeschoss befand sich außerdem ein Latrinenerker aus Holz, der von Konsolen aus Stein getragen wurde. Die alte und die neue Burg waren von einer Verteidigungsmauer umgeben und miteinander verbunden, die entlang der länglichen Kante des Gipfels verlief. Die Einfahrt führte durch einen Torturm mit einer Zugbrücke, die über den Graben gespannt war. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich die Burg zum Zentrum der Hussitenbewegung, was zum Bau von Erdwällen und zur Verstärkung der Verteidigungsfunktion des Einfahrttors führte. 1511 verkaufte Jan Melsztyński die Burg an den Kastellan von Wiślica – Mikołaj Jordan.
Um 1546 baute Spytek Wawrzyniec Jordan die gotische Burg zu einem Renaissance-Schloss um. Damals wurde eine Renaissance-Mauer mit Schießscharten im zentralen Teil des Schlosses errichtet, die bis heute erhalten ist. Im 17. Jahrhundert verteidigte sich das Schloss erfolgreich vor einem Angriff der Schweden. Im 17. und 18. Jahrhundert ging die Residenz durch familiäre Beziehung in den Besitz der Familien Tarło und Lanckoroński über und blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im unveränderten Zustand. 1770 wurde das Schloss von den Bar-Konföderierten zerstört, danach von der russischen Armee niedergebrannt und ist seitdem eine Ruine. In den Jahren 1789 und 1796 diente es als eine Art Steinbruch, um das Baumaterial zu gewinnen. 1846 stürzte der gotische Bergfried ein, und in den Jahren 1879-1885 wurden seine Überreste im Auftrag von Karol Lanckoroński gesichert und im Burghof eine Touristenunterkunft errichtet. 1886 trennte sich die Familie Lanckoroński vom Schloss.
2008 wurden die Ruinen von der Gemeinde übernommen. 2017 fanden hier archäologische und anschließend konservatorische Arbeiten statt. Bis heute erhalten geblieben sind hier zwei Wände des gotischen Bergfrieds, der ursprünglich beinah 25 Meter hoch war, mit einem gotischen Fensterrahmen und einer Konsole, die den Erker trug, außerdem Teile von verschiedenen Ziegel- und Steinmauern, einige mit Schießscharten. Auch eine zum Turm hinaufführende Treppe, und ein Raum, in dem eine Ausstellung geplant ist, wurden freigelegt. In der Mitte des Schlosses befindet sich ein Loch im Boden, der durch den Einsturz des Gewölbes einer Wasserzisterne im Untergeschoß entstanden ist. Die Befestigungsanlagen und der Graben sind kaum erkennbar, und die Kellereingänge sind nur teilweise freigelegt. Das Rekonstruktionsprojekt wurde in den Jahren 2018 bis 2023 durchgeführt. Dabei wurde der mittelalterliche Bergfried mit allen fünf Geschoßen wiederaufgebaut. Vom Turm aus können die Besucher den Ausblick auf das Dunajec-Tal, das Vorgebirge und Beskid Sądecki und Wyspowy bewundern. 2022 erhielt die Gemeinde Zakliczyn von dem Unternehmen Lasy Państwowe die Eigentumsrechte an der Burg. Zurzeit (Anfang 2024) laufen die Rekonstruktionsarbeiten der Strebepfeiler am Burgfried, der für die Touristen zugänglich sein wird.