Juliusz-Słowacki-Theater in Kraków
pl. św. Ducha 1, 31-023 Kraków
Touristische Region: Kraków i okolice
tel. +48 124244525
Das Juliusz-Słowacki-Theater in Kraków, eröffnet im Herbst 1893, ist eines der bedeutendsten polnischen Schauspielhäuser. Die Entscheidung über den Bau des Theaters war äußerst umstritten. Es sind zahlreiche Vorschläge zum Standort eingereicht worden, wo das neue Theater errichtet werden soll. Im Endeffekt hat man sich für den Standort der mittelalterlichen Anlage des ältesten Heiliger-Geist-Spitals in Polen entschiedet, die man abreißen musste. Der berühmte Maler Jan Matejko, der sich vehement für den Erhalt der historischen Bebauung eingesetzt hatte, hat aus Protest seinen Titel als der Ehrenbürger der Stadt niedergelegt.
Das Theater wurde in den Jahren 1891-1893 nach einem Entwurf von Jan Zawiejski errichtet. Ursprünglich hieß es „Stadttheater“ und sollte nach dem Grafen und Dramaturgen Aleksander Fredro benannt werden, dessen Büste vor dem Haupteingang steht. Schließlich wurde das Theater 1909 anlässlich des 100. Geburtstages des Dichters Juliusz Słowacki nach ihm benannt.
Das Theatergebäude wurde nach dem Vorbild der Pariser Oper gebaut. Seine Architektur basiert auch auf Elementen anderer europäischer Opernhäuser. Die Fassade trägt die Inschrift: „Stadt Kraków der nationalen Kunst“, die Attika der prächtigen Westfassade wurde nach dem Vorbild der nahe gelegenen Tuchhallen gebaut und mit Maskaronen verziert.
Das am Theater angebaute Gebäude, in dem mal der Stromgenerator des Theaters untergebracht war (das sogenannte Maschinenhaus), beherbergt heute die Kammerbühne. Dank dieser Einrichtung wurde das Słowacki-Theater das erste öffentliche Gebäude in ganz Kraków, das mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet war.
Die Fassade des Theaters ist mit Skulpturen von Mieczysław Zawiejski, Alfred Daun und Tadeusz Błotnicki geschmückt, die Innenräume mit Wandfresken von Antoni Tuch. Die Statuen eines verliebten Paars an der Fassade des Gebäudes hat ihren Platz dort eher zufällig gefunden. Nach dem ursprünglichen Entwurf sollte die Giebelspitze der Fassade von einer Skulptur des Apollos und der Athene gekrönt werden. Als es klar wurde, dass kein Bildhauer zeitlich in der Lage war, die Figuren der antiken Gottheiten anzufertigen, hat ein gewisser Odo Bujwid aus seinem Haushalt zwei Figuren beigesteuert, die bis heute erhalten geblieben sind.
Der Zuschauerraum des Theaters ist mit einem Vorhang von Henryk Siemiradzki – einem Ölgemälde auf Leinwand, das eine allegorische Szene darstellt, ausgestattet. Bei den auf dem Vorhang gemalten Figuren handelt es sich um Personifikationen von Inspiration, Schönheit und Wahrheit, Tragödie, Komödie in Begleitung eines Narren, Eros, Furien und Gespenster, des Weiteren um Psyche, Musik, Gesang und einen bacchantischen Zug, der um die Statue der Terpsichore tanzt. Zum ersten Mal ist der Vorhang am 10. April 1894 angehoben worden. Seit 2018 ist das Theater mit einem zweiten dekorativen Vorhang nach Entwurf von Stanislaw Wyspiański mit dem Titel „Aus meinen Fantasien“ ausgestattet, der vom Maler Tadeusz Bystrzak gemalt wurde. Neben der Bühne befindet sich die historische Garderobe von Ludwik Solski, in der Zeichnungen und Autogramme von Künstlern aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu sehen sind.
Für den außergewöhnlichen Ruhm dieser Krakauer Bühne war Stanisław Wyspiański von entscheidender Bedeutung. Dieser bedeutendste polnische Künstler der Jahrhundertwende, ein Dichter und Maler, ein brillanter Regisseur mit visionärer Vorstellungskraft, hat an diesem Stadttheater die meisten seiner Werke ur- und aufgeführt. Die legendäre Uraufführung von „Die Hochzeit“ am 16. März 1901 war eins der wichtigsten Ereignisse der gesamten polnischen Kulturgeschichte. Als Regisseur konnte Wyspiański zwei der wichtigsten Strömungen der damaligen Krakauer Theaterkunst miteinander kombinieren: Die Faszination für die zeitgenössische Kunst und ein starkes, wenn auch nicht unkritisches Interesse für die romantische Literatur. 1901 hat er als erster Regisseur alle Teile von Mickiewiczs Meisterwerk „Die Totenfeier“ auf der Bühne aufgeführt. Es war eine der historischen Uraufführungen des großen romantischen Repertoires im Stadttheater.
In der Zwischenkriegszeit sind im Theater nicht nur die Klassiker, sondern auch die Avantgarde-Künstler gespielt worden: Die Futuristen haben hier ihre provokanten Aufführungen organisiert und 1921 hat hier der berühmte Maler und Dramatiker Witkacy mit seinem „Gehirntumor“ debütiert.
Das Theater wurde von hervorragenden Intendanten geleitet, darunter von Tadeusz Pawlikowski, Ludwik Solski, Juliusz Osterwa und Karol Frycz.
Hier haben exzellente Künstler/-innen und Regisseur/-innen ihre Inszenierungen geschaffen, wie zum Beispiel Wilam Horzyca, Kazimierz Dejmek (Regisseure), Andrzej Pronaszko, Tadeusz Kantor (Bühnenbildner) und die größten polnischen Schauspieler/-innen standen hier auf der Bühne Helena Modrzejewska, Irena Solska, Ludwik Solski, Juliusz Osterwa, Stefan Jaracz, Tadeusz Łomnicki, Gustaw Holoubek und viele andere.
Das Słowacki-Theater hat immer auch junge Künstler/-innen gefördert. Hier haben Regisseur/-innen ihre ersten Schritte gewagt, die heute zu den führenden Vertretern der polnischen Theaterwelt zählen, wie Krystian Lupa, Maja Kleczewska, Agnieszka Olsten, Agata Duda-Gracz, Paweł Miśkiewicz.
In den 1970er Jahren ist unter der Leitung der Intendantin Krystyna Skuszanka im Gebäude des Stromversorgungswerks des Theaters (das als Maschinenhaus bekannt war) die Kammerbühne des Theaters „MINIATURA“ eröffnet worden, auf der unter anderem der herausragende Regisseur Krystian Lupa debütiert hat.
Der seit 2012 aktive Małopolska-Kunstgarten ist gegenüber allen Künstlern/-innen offen, die nach einer neuen Theatersprache und neuen Formen der Interaktion mit dem Publikum suchen. Er gilt als der mit Abstand experimentfreundlichste Teil des Juliusz-Słowacki-Theaters in Kraków. Hier kann das Publikum mit dem Gewohnten brechen und versuchen, sich in einer Situation wiederzufinden, die einer tieferen Interaktion mit den Künstlen/-innen bedarf. Die Künstler/-innen, die hier an der Schnittstelle unterschiedlicher Künste zusammenarbeiten, suchen nach Inspiration auf unterschiedlichen künstlerischen Ebenen, insbesondere der Musik und visueller Effekten. Der Kunstgarten verbindet Klang, Theater, Performance und Multimedia. Es wird zu einem Ort, wo sich die Künstler/-innen, die nach einer neuen Sprache für ihre Performance-Kunst suchen, entwickeln können, und auch ein Ort für Impresarien, sowie Zusammenarbeit mit weiteren Kulturinitiativen der Stadt.
Mit dem Słowacki-Theater in Verbindung steht auch das Haus für Theaterhandwerk, das sich zwei Straßen weiter in einem renovierten Lagerhaus für die Bühnentechnik in der Straße ul. Radziwiłłowska befindet. Das Gebäude unterliegt dem Denkmalschutz und beherbergt ein Kostümlager, einen Proberaum und eine Schneiderei.
Das aktuelle Theaterprogramm finden Sie hier: https://teatrwkrakowie.pl/repertuar.